Azanon (Nitroxyl, HNO) ist eine hochreaktive Verbindung, deren biologische Rolle noch umstritten ist. Ein möglicher Weg für seine Bildung ist die NO-Reduktion durch biologische Reduktionsmittel. Diese Reaktionen wurden in der Vergangenheit aufgrund des negativen Redoxpotentials für das NO,H+/HNO-Paar verworfen. Kürzlich wurde jedoch gezeigt, dass die Umwandlung von NO in HNO durch die Vitamine C und E sowie durch aromatische Alkohole aus chemischer Sicht machbar ist. Auf der Grundlage dieser Präzedenzfälle beschlossen wir, die Reaktion von NO mit Thiolen als potenziellen HNO-Quellen zu untersuchen. Mit Hilfe von zwei komplementären Ansätzen, dem Einfangen durch ein Mn-Porphyrin und einem elektrochemischen HNO-Sensor, fanden wir heraus, dass unter anaeroben Bedingungen aliphatische und aromatische Thiole (sowie Selenole) in der Lage sind, NO in HNO umzuwandeln, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Eine weitere mechanistische Analyse mit Hilfe von Ab-Initio-Methoden zeigt, dass die Reaktion zwischen NO und dem Thiol ein freies Radikaladdukt RSNOH- erzeugt, das mit einem zweiten NO-Molekül zu HNO und einem Nitrosothiol reagiert. Das Nitrosothiol-Zwischenprodukt reagiert weiter mit RSH, um ein zweites HNO-Molekül und RSSR zu erzeugen, wie bereits berichtet.