Nur wenige Opernlegenden haben das öffentliche Bewusstsein so sehr durchdrungen wie Beverly Sills, die scheinbar jede Gelegenheit nutzte, um ihre Leidenschaft zu teilen. Ihre Liebe zur Oper zeigte sich an so formellen Orten wie dem New York State Theater – dem Ort ihres Durchbruchs an der New York City Opera – und an der Metropolitan Opera auf der anderen Seite des Platzes, und dennoch fand sie immer noch Zeit, als Gastmoderatorin in der Tonight Show aufzutreten und sich mit den Muppets im öffentlichen Fernsehen auszutoben.

Als Sills (liebevoll „Bubbles“ genannt) am 2. Juli im Alter von 78 Jahren starb, war die allgemeine Trauer fast greifbar, als hätte Amerika seinen meistgelobten und sichtbarsten klassischen Star verloren. Obwohl sie nie an der Juilliard School studiert oder gelehrt hat, war ihre Präsenz auf dem Campus unübersehbar. Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der New York City Opera (nach ihrer Karriere als führende Sopranistin wurde sie deren Generaldirektorin), des Lincoln Center und der Met (sie war Vorsitzende beider Organisationen), und sicherlich haben viele an der Schule ihre Wärme und Lebendigkeit erlebt.

Wo soll man also mit ihren Aufnahmen beginnen? Eine einfache Antwort ist Douglas Moores The Ballad of Baby Doe, mit den Hauptdarstellern Walter Cassel und Frances Bible und Emerson Buckley am Pult des New York City Opera Orchestra. Diese klassische Aufnahme, die Berichten zufolge in einem einzigen Take entstanden ist, erschien erstmals 1959 und wurde 1999 von der Deutschen Grammophon wiederveröffentlicht. Der für die damalige Zeit realistische und natürliche Klang fängt die Elektrizität des Augenblicks ein, wie es nur große Live-Aufnahmen können. Sie ist ein Prüfstein nicht nur für Sills‘ Karriere, sondern auch für die amerikanische Oper im Allgemeinen.

Als Cleopatra in ihrer bahnbrechenden Lesung von Händels Giulio Cesare (auf einer RCA-Aufnahme von 1967 mit Julius Rudel und dem New York City Opera Chorus and Orchestra) war Sills nun offiziell auf der klassischen Landkarte zu finden, in einer Produktion, die die Barockoper ins öffentliche Bewusstsein rückte. Heute, wo Gluck, Händel, Rameau und andere regelmäßig in Opernhäusern auf der ganzen Welt zu hören sind, sollten sich die Zuhörer daran erinnern, wie selten Produktionen von Barockopern Mitte der 1960er Jahre waren. Und auch wenn die starken Kürzungen, die damals an der Partitur vorgenommen wurden, die heutigen Kenner (zu Recht) erschaudern lassen würden, so ist doch die hohe Kunstfertigkeit von Sills und die beredte Begleitung von Rudel unüberhörbar. Engagierte Hörer werden auch nach einer Live-Aufnahme von Höhepunkten aus derselben Oper suchen, die Karl Richter 1968 in Buenos Aires dirigierte (erschienen bei VAI), obwohl für manche die schlechtere Klangqualität ein Kompromiss sein wird.

Im Doppelpack mit Händel bestätigte ihre 1970 folgende Manon (ebenfalls bei der Deutschen Grammophon) die Ankunft eines Superstars, und viele halten Sills‘ Version von Massenets Meisterwerk nicht nur für einen ihrer Triumphe, sondern auch für eines der denkwürdigsten Operndokumente im Katalog. Zusätzlich zu ihrem stimmlichen Feuerwerk und ihrer geschickten Charakterisierung zeigt die Aufnahme (ebenfalls mit Rudel, diesmal mit der New Philharmonia, in der Londoner All Saints Church, Tooting) ihren Partner, den großen Tenor Nicolai Gedda im Alter von 45 Jahren, in einer berührenden Rolle als Des Grieux.

Fans, die Lust auf mehr haben, werden ihre mühelose La Traviata (bei EMI, ebenfalls mit Gedda und dem Dirigenten Aldo Ceccato) und ihre umwerfende Lucia di Lammermoor mit Carlo Bergonzi und, in einer seiner wenigen Aufnahmen, dem gefeierten Thomas Schippers am Pult des London Symphony Orchestra (ursprünglich bei Westminster und 2002 von DGG wiederaufgenommen) lieben. Und natürlich schätzen viele ihr „Drei Königinnen“-Trio aus Donizettis Anna Bolena, Maria Stuarda und Roberto Devereux (ebenfalls DGG).

Es kommt selten vor, dass eine Sängerin eine außergewöhnliche Bühnenkarriere relativ früh und mit Anmut beendet, vor allem, wenn ihr natürliches Instrument mit einer so starken Ausdruckskraft verbunden war. Doch anstatt eine endlose, unbeholfene Reihe von Abschieden zu machen, wusste Sills, wann sie aufhören musste. Erstaunlich ist, wie leicht und natürlich sie sich in eine höchst effektive und hartnäckige Verfechterin der Künste verwandelte, die ihre Gaben in die höchsten Ränge von Wirtschaft und Gesellschaft einbrachte und dabei die bodenständigen Qualitäten bewahrte, die sie so beliebt machten. Ihre denkwürdigste Rolle könnte die der Beverly Sills, der Kulturbotschafterin, sein. Es ist unwahrscheinlich, dass es in nächster Zeit eine andere wie sie geben wird.

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