Deutschland war schon immer ein Synonym für Ingenieurwesen. Es ist bekannt für seine technischen Universitäten, für praxisnahe Praktika und – was vielleicht am wichtigsten ist – für eine Kultur und eine Wirtschaft, die ingenieurwissenschaftliche Fähigkeiten mit Prestige und Karrierechancen belohnt.
Wer, was, wo
Autor: Leif Juergensen
John Kowal
ELAU Inc., ein Unternehmen von Schneider Electric, Schaumburg, Ill, elau.com
Herausgegeben von Leland Teschler, [email protected]
Ist es in Deutschland besser?
Deutsche Ingenieure haben viele der gleichen Sorgen wie ihre amerikanischen Kollegen.
Ausbildungsplätze spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, deutschen Unternehmen neue Talente zuzuführen.
Es gibt zwar keinen Ersatz für Begabung und Motivation, aber das Umfeld in Deutschland begünstigt eine technische Ausbildung auf allen Ebenen. Der relative Mangel an ingenieurtechnischen Studiengängen in den USA steht in krassem Gegensatz zu den vielen und vielfältigen technischen Hochschulen in Deutschland und ihrer engen Zusammenarbeit mit der Industrie. In Deutschland absolvieren die Studenten der Ingenieurwissenschaften während ihres Studiums praktische Praktika in Unternehmen.
Allerdings sind viele Deutsche mit dem Grundschulsystem des Landes unzufrieden. Eine Kritik betrifft den großen Zustrom von neuen Grundschullehrern in den 1970er Jahren. Die Eltern haben das Gefühl, dass diese Generation von Lehrern verkrustet, stagniert und ziemlich bürokratisch und unnahbar geworden ist. Die Befürchtung ist, dass sich durch ihre Politik die Grundlage für die Hochschulbildung verschlechtert hat. Und obwohl viele von ihnen kurz vor der Pensionierung stehen, ist ihr Weggang ein zweischneidiges Schwert, denn er könnte zu einer völligen Umwälzung des Grundschulsystems führen.
Trotz solcher Probleme im Grundschulbereich haben die deutschen Universitäten einen hervorragenden Ruf. Sie haben eine lange Tradition enger Beziehungen zur Wirtschaft. Und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildung beginnt schon in jungen Jahren. Unternehmen bieten häufig schon Schülern Lehrstellen und Praktika an. So haben junge Ingenieure und Techniker die Möglichkeit, ihre Karriere mit einem tiefen Einblick in das Geschäft ihres Unternehmens zu beginnen. Unternehmen starten diese Programme, weil sie effektiv Mitarbeiter entwickeln, die vom ersten Tag an produktiv sind. Diese Beziehungen sorgen auch für Stabilität und Loyalität, vor allem in kleineren Gemeinden, in denen viele Ingenieurbüros ansässig sind.
Fast facts about German engineering
– Deutschland exportiert mehr Maschinenbauprodukte als jedes andere Land, so der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
– Zwanzig Prozent aller weltweit exportierten Maschinen kamen im vergangenen Jahr aus Deutschland.
– Im vergangenen Jahr haben deutsche Maschinen- und Anlagenbauer rund 50.000 neue Mitarbeiter eingestellt. In diesem Jahr werden voraussichtlich weitere 15.000 hinzukommen.
– Die Zahl der Maschinenbauingenieure in Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten jeweils verdoppelt.
– Das am schnellsten wachsende Segment für deutsche Robotik- und Automatisierungsunternehmen war 2006 die Bildverarbeitungstechnik.
Aber Ausbildungsplätze gibt es nicht automatisch. Die Schüler müssen sich um diese Stellen bemühen. Eine Ausbildung ist auch keine Voraussetzung für eine Anstellung in einem Industrieunternehmen. Und es gibt keine Garantie für eine Anstellung nach der Lehre.
Doch es ist leicht, hochrangige Beamte in deutschen Unternehmen zu finden, die ihre Karriere im Unternehmen als Lehrlinge in der Schule begonnen haben. Und in Deutschland herrscht die Einstellung, dass eine lange Beschäftigungsdauer sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer von Vorteil ist. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Deutsche ihre Verwunderung über die Praktiken großer amerikanischer Unternehmen zum Ausdruck bringen, die anscheinend nur zwei Jahre dauernde Arbeitsverhältnisse bevorzugen. Die meisten deutschen Hersteller gehen davon aus, dass man eher fünf Jahre braucht, um eine Stelle zu meistern und einen Nachfolger vorzubereiten, bevor man die nächste Stufe auf der Karriereleiter erreicht.
Ein deutscher Ingenieur werden
Die angesagtesten Ingenieurbereiche in Deutschland sind heute die IT, die Automatisierung und der Maschinenbau, der auf die Konstruktion von Maschinen ausgerichtet ist. Aber wenn es jemals eine Erfolgsgeschichte in der deutschen Ingenieurausbildung gab, dann ist es die Mechatronik. Durch die Kombination von Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau locken Mechatronik-Studiengänge die besten Studenten an und locken mit den besten Jobs. In Deutschland gibt es eigentlich zwei Arten von Hochschulen, die Ingenieurabschlüsse verleihen. Die ersten heißen Technische Universitäten (mit stärkerem Schwerpunkt auf der Theorie). Ein Studium an einer Technischen Universität dauert etwa fünf oder sechs Jahre. Die Absolventen landen in der Regel in der Forschung und Entwicklung oder später in der Unternehmensführung und im Bildungswesen.
Die zweite Art von Hochschulen heißt Fachhochschulen (mit stärkerer Betonung der angewandten Technik). Sie sind eher praxisorientiert und befassen sich direkt mit industriellen Technologien. Die Absolventen schließen in der Regel in vier bis fünf Jahren ab. Darüber hinaus gibt es Institute für Automatisierungstechnik, die ein wenig mit Berufsschulen vergleichbar sind. Von allen drei Einrichtungen gibt es eine ganze Reihe. Es gibt sie in Köln, Dresden, Magdeburg, Freiberg, Bremen, Stttgart, Rostock, Darmstadt, Bochum, Ilmenau, Merseburg, Halle, Wernigerode, Mittweida, Flensburg, Chemnitz, Karlsruhe, Berlin, Siegen und Braunschweig.
Ein dritter Weg zum Ingenieurabschluss führt über praktische Erfahrung und Zertifizierung. Allerdings muss in Deutschland selbst ein Bäcker eine dreijährige Lehre absolvieren, um eine Anstellung zu bekommen. Der Weg zu einem Ingenieurdiplom ohne formellen Unterricht ist also ebenfalls ziemlich streng.
Wie an den amerikanischen Ingenieurschulen gibt es auch an den deutschen technischen Universitäten und Fachhochschulen eine Abbrecherquote von 20 % und mehr. (Im ersten Semester unseres Mitautors begannen 400 Studenten einen Mathematikkurs, von denen schließlich 70 % das Studium abbrachen.)
Erschwerend kommt hinzu, dass es in Deutschland 16 verschiedene Bundesländer gibt, die jeweils unterschiedliche Richtlinien und Vorschriften für den Schulbesuch haben. Diese Vorschriften sind in der Regel restriktiver als die, an die amerikanische Schüler gewöhnt sind. Unser Mitautor (der den Mathekurs bestanden hatte) zog zum Beispiel in den Süden und musste feststellen, dass er sein Studium dort im Dezember nicht wieder aufnehmen konnte. Er musste bis zum nächsten Schuljahr warten. Schließlich musste er aus der Region wegziehen, um eine Schule zu finden, die seinem Stundenplan entsprach. Und wie in den USA verlangen die deutschen Schulen, dass die Schüler in den Kursen, für die sie eine Anrechnung beantragen, gute Noten erzielen.
Auch in Deutschland ist es üblich, dass die Universitätsklassen aus Schülern mit unterschiedlichem akademischen Hintergrund zusammengesetzt sind. So waren zum Beispiel etwa 35 der 70 Studenten in der Elektrotechnikklasse unseres Koautors Quereinsteiger. Weitere 20 kamen direkt von der High School. Und 10 hatten eine Ausbildung gemacht und als Elektriker gearbeitet. Das war in einem Studiengang für Elektrotechnik, der sich auf die elektrische Energieerzeugung konzentrierte, mit der Automatisierung als Unter- oder Nebenkategorie.
Die Situation des Ingenieurwesens in Deutschland weist mehrere Parallelen zum Ingenieurwesen in den USA auf. Dort hat man das Gefühl, dass zu wenige Frauen und Minderheiten eine Ingenieurskarriere anstreben. Daher gibt es Bemühungen, den Beruf bei jungen Menschen aus diesen Bevölkerungsgruppen bekannter zu machen. Und es ist nicht schwer, Programme zur Förderung von Ingenieuren zu finden, die sich an deutsche Schüler richten, da Deutschland mit der gleichen alternden Bevölkerung zu kämpfen hat wie die USA. In Deutschland hat man das Gefühl, dass es nicht genug junge Ingenieure gibt, um die traditionelle Führungsrolle des Landes im Ingenieurwesen fortzusetzen. Die deutsche Führung betrachtet diesen Rückgang an Ingenieuren als ein kritisches Problem, da das Land weltweit führend im Maschinenexport ist. Alles in allem sind deutsche Politiker und Unternehmen gleichermaßen der Meinung, dass eine starke Ingenieursbasis eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist.
Die Deutschen haben den drohenden Ingenieurmangel zu verschiedenen Zeiten für verschiedene Dinge verantwortlich gemacht. Eine Theorie besagt, dass er eine Folge der sich ändernden Weltanschauungen ist. Zum Beispiel ist die grüne Bewegung in Deutschland seit den 1970er Jahren stark, und man hat das Gefühl, dass sie dazu geführt hat, dass Kinder den Ingenieurberuf als einen Beruf ansehen, der Dinge schafft, die der Umwelt schaden. Darüber hinaus herrscht in Deutschland der Eindruck, dass das traditionelle Ansehen des Ingenieurberufs etwas nachgelassen hat, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass die Wirtschaft des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland in den 1980er und 1990er Jahren eine schwache Leistung gezeigt hat. Dies wiederum hat dazu geführt, dass viele deutsche Ingenieure ins Ausland gegangen sind.
Eine weitere Parallele zu den USA besteht darin, dass deutsche Studenten mit ausgeprägten analytischen Fähigkeiten von Studiengängen in den Bereichen Finanzen und Wirtschaft angezogen wurden. Zumindest bis vor kurzem galten diese Abschlüsse als schneller Weg zum Unternehmenserfolg.
Ein weiterer Trend, der den Deutschen Sorgen bereitet, ist die Veränderung des wirtschaftlichen Hintergrunds des durchschnittlichen Ingenieurstudenten. Vor zwanzig Jahren kam etwa ein Drittel der Ingenieurstudenten aus wohlhabenden, gebildeten Haushalten. Weitere 25 % stammten aus Familien mit mittlerem Einkommen, und 15-20 % kamen aus Haushalten, die als arm galten. Heute ist mindestens die Hälfte der deutschen Studenten wohlhabend und die Armen fehlen weitgehend an den Universitäten. Man geht davon aus, dass Kinder aus Haushalten an der Armutsgrenze unter dem Druck stehen, das Familieneinkommen aufzubessern, so dass sie lieber arbeiten, als eine höhere Bildung anzustreben.
Die meisten Amerikaner würden die Studiengebühren an deutschen Universitäten nicht als exorbitant ansehen. Die nominalen Studiengebühren betragen vielleicht 1.000 bis 2.000 pro Jahr. Während der vier- bis sechsjährigen Studienzeit können sich die Kosten für das Leben außer Haus, Bücher, Kleidung usw. auf 55.000 bis 60.000 belaufen. Es gibt staatliche Darlehen und Stipendien für diejenigen, die finanzielle Bedürftigkeit nachweisen. Und wie in den USA gibt es auch hier einige wenige, die das System ausnutzen: Die Regierung verlangt eine Rückzahlung, sobald man eine Erwerbstätigkeit ausübt. Einige Leute geben daraufhin ihre Arbeit auf.
Einige deutsche Ingenieure beklagen sich, wie Ärzte in den USA, dass sie das Einkommen, das sie während ihrer langen Studienzeit verloren haben, nie wieder aufholen können. Außerdem ist die Gehaltskompression eine Tatsache des Lebens. Ingenieure in Deutschland beginnen mit Gehältern von 40.000 bis 50.000. Dies wird als hoch angesehen, aber Ingenieure fallen im Vergleich zu anderen Berufen im Laufe ihrer Karriere beim Gesamteinkommen zurück.
Top-Abschlüsse
Noch ist ein „Dipl.-Ing.“ (kurz für Diplom-Ingenieur) von einer Universität oder Fachhochschule ist ein angesehener Abschluss. Der Dipl.-Ing. ist in Deutschland vergleichbar mit dem Doktortitel eines Ingenieurs in den USA und öffnet immer noch viele Türen.
Wie in den USA haben auch deutsche Universitäten und Wirtschaftsförderungseinrichtungen qualifizierte Kandidaten aus dem Ausland angeworben. Heute ist es nicht ungewöhnlich, dass diese Programme von Studenten aus den USA, Indien und anderen Ländern bevölkert werden, die alle den Titel „Diplom-Ingenieur“ auf ihrer Visitenkarte haben wollen.
Die Abschlüsse beider Institutionen erfordern eine Diplomarbeit. Die Abschlussarbeit gilt als besonders schwierig und wird in der Regel durch die Forschung im Rahmen eines gewinnorientierten Projekts des Professors vorangetrieben. Die Abschlusskandidaten sind der Motor für die zahlreichen Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen. Dissertationsthemen sind also keine bloßen akademischen Übungen. Sie sind ernsthafte Bemühungen, die auf kommerzielle F&D und die Entwicklung neuer Technologien ausgerichtet sind.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wohin ein Großteil der deutschen Ingenieursbemühungen geht, betrachten Sie die kürzlich abgeschlossene Interpack-Messe, die weithin als die führende Messe für Verpackungsmaschinen gilt. Es schien keinen Mangel an innovativer, ausgereifter und schön gefertigter deutscher Ausrüstung zu geben, mit vielen Fortschritten in der Automatisierung und Robotik seit der letzten Messe vor zwei Jahren. Nach der Interpack könnte man meinen, dass die deutschen Ingenieure immer noch an der Spitze ihres Könnens stehen. Aber sie ruhen sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Zumindest im Bereich der Verpackungsmaschinen sind die Italiener auf dem Vormarsch.
Es ist wahrscheinlich, dass ein deutscher Ingenieur eine Zeit lang in einer Fabrikhalle gelernt hat, bevor er in die Konstruktion wechselte.