Seit ihrer Gründung 1983 wollten Megadeth die schnellste Metal-Band im Thrash sein. Als sie 1994 Youthanasia herausbrachten, hatten sie sich in ein ganz anderes Biest verwandelt. Das Vorgängeralbum Countdown To Extinction von 1992 war zwar deutlich langsamer, aber nicht weniger metallisch. Durch kreativeres Songwriting erreichten die LA-Thrasher ein Mainstream-Profil, stiegen auf Platz 2 der Billboard 200 ein und tourten durch die Arenen der Welt. Es war also an der Zeit, dass der Nachfolger genauso erfolgreich wird.
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Still meaning business
Dave Mustaine war nach Phoenix gezogen, um seine Nüchternheit zu bewahren, bevor die Arbeit an Youthanasia begann. Das war nicht von Dauer, und der Frontmann absolvierte einen weiteren Entzug, bevor der Schreibprozess begann. Nichtsdestotrotz entstand das Album in der stabilsten Phase der Bandgeschichte und ist das dritte Album in Folge, das Megadeths „klassisches Line-up“ beibehält.
Mustaine bemühte sich auch bewusst um eine engere Zusammenarbeit mit der Band, trotz einiger Spannungen, die während der Sessions aufflammten. Auf Wunsch des Produzenten Max Norman verlangsamten Megadeth ihr Tempo gegenüber Countdown To Extinction weiter und konzentrierten sich auf kraftvollere Gesangsmelodien und radiotaugliche Songstrukturen. Wer jedoch glaubt, dass die Formel die Mischung schwächen würde, braucht sich nur den donnernden Opener „Reckoning Day“ anzuhören, um zu erkennen, dass Megadeth es immer noch ernst meinen.
„Reckoning Day“ ist der Beweis dafür, dass der „Weniger-ist-mehr“-Ansatz der Band keinen Verlust an Kraft bedeutet. Die Einfachheit des muskulösen Lead-Riffs ermöglicht eine so kolossale Kraft, dass kein Platz für übermäßig ausschweifende Gitarrensoli oder verschlungene Laubsägearbeiten ist. Tatsächlich lernte Mustaine, Megadeth als Einheit arbeiten zu lassen, wobei die Rhythmusgruppe nun auf Augenhöhe mit den virtuosen Sechssaitern steht.
Das soll nicht heißen, dass auf Youthanasia kein Platz für Gitarrentheatralik war. In der Tat wurde „Train Of Consequences“ durch Marty Friedmans flinke Fingerarbeit kompensiert, was dem Song eine deutliche Megadeth-Note verlieh. Der schleppende Groove von „Addicted To Chaos“ wird durch Friedmans und Mustaines Gitarrenspiel ausgeglichen, und während „A Tout Le Monde“ gefährlich nahe an eine Ballade herankommt, wird es von der Bedrohung durch den knurrenden Gesang des Frontmanns zurückgehalten.
Ein stärkeres soziales Bewusstsein
In „Youthanasia“ kommt Megadeths neu gefundene Kraft aus der Einfachheit von Songs wie „Elysian Fields“ und „The Killing Road“, bei denen jedes Riff und jeder Groove genau auf sein Ziel ausgerichtet ist, anstatt der zerstreuten Herangehensweise ihres Millionen-Meilen-pro-Stunde-Speed-Metal der Vergangenheit. Und während „Blood Of Heroes“ eine Fortsetzung der militärischen Themen früherer Alben andeutet, vermittelt Megadeths sechstes Album einen sozialeren Ausblick; der Titel spielt auf „Euthanasie“ an und unterstreicht Mustaines Sorge um die Zukunft der jungen Generation angesichts der Verbreitung von Gewalt und Drogen in ihrer Fraktion.
Über ein Jahrzehnt nach der Gründung seiner eigenen Gruppe wollte Dave Mustaine nicht mehr in der schnellsten Metal-Band des Planeten mitspielen. Stattdessen wollte er in der größten Band mitspielen. Obwohl Megadeth nie an den Erfolg der Genrekollegen Metallica heranreichte, setzte Youthanasia den Schwung des Vorgängers fort. Nach seiner Veröffentlichung am 1. November 1994 erreichte das Album Platz 4 der Billboard 200. Innerhalb weniger Wochen wurde es mit Platin ausgezeichnet und verkaufte allein in den USA mehr als eine Million Exemplare.
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