„Im Jazz geht es bei der Improvisation nicht darum, einfach irgendetwas zu erfinden. Jazz hat, wie jede Sprache, seine eigene Grammatik und sein eigenes Vokabular. Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur einige Möglichkeiten, die besser sind als andere.“ – Wynton Marsalis
„Handful of Keys“, das Konzert im JAS Cafe, das am 27. und 28. Juli stattfindet, wird zwei der talentiertesten jungen Pianisten der heutigen Jazzwelt präsentieren: Emmet Cohen und Christian Sands. Es erwartet Sie ein Abend mit herausragender Musik und verblüffender Improvisation. Aber was genau ist Jazz-Improvisation?
Komponierte Musik und improvisierte Musik scheinen Gegensätze zu sein, aber im Jazz verschmelzen sie zu einer einzigartigen Mischung. Der Trick bei der Jazz-Improvisation besteht darin, Musik sowohl mit spontaner Kreativität als auch mit bewusster Überzeugung zu spielen.
Ein weit verbreitetes Missverständnis über Jazz-Improvisation ist, dass sie aus der Luft gegriffen ist. Diese Vorstellung kann entstehen, weil viele kleine Jazzgruppen keine Noten lesen, wenn sie auftreten. Jazzmusiker wählen Phrasen, die scheinbar vorherbestimmt sind, so dass man intuitiv weiß, worauf sie hinauswollen, obwohl sie in dem Moment, in dem man sie hört, gerade erst entstehen. Die Musiker kreieren spontan eine sehr komplizierte Form von Thema und Variation; sie alle kennen die Melodie und die Rolle ihres Instruments. Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug können zwar alle ein Solo spielen, geben aber im Wesentlichen den Rhythmus und die Harmonie vor, über die der Solist improvisierte Variationen schafft. Die Struktur ist flexibel, so dass der Solist je nach Inspiration des Augenblicks in verschiedene Richtungen gehen kann. Ein Jazzmusiker schafft jedes Mal spontane Kunst, wenn er oder sie Musik spielt. Tatsächlich hat Spontaneität schon immer die besten Improvisatoren der Jazzmusik ausgezeichnet.
Aber Jazz ist mehr als nur Improvisation. Komponisten wie Duke Ellington und Charles Mingus schrieben gelegentlich Jazzkompositionen, die praktisch keine Improvisationen enthalten. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, dass ein Komponist die Improvisation in ein Stück integriert und so Jazzkomposition und Improvisation im Akt der Kreativität verschmelzen. Coleman Hawkins‘ Body and Soul oder Thelonious Monks Straight, No Chaser sind ausgefeilte Kompositionen, die auf der improvisierten Linie aufbauen.
Wenn Jazzmusiker improvisieren, spielen sie Noten, die sie in ihrem Kopf „hören“ (sich vorstellen); sie hören diese Noten nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sie spielen, so wie man beim Sprechen die Worte nur den Bruchteil einer Sekunde im Kopf hört, bevor man sie sagt. Es geschieht so schnell und so natürlich, dass es gleichzeitig zu sein scheint, aber in Wirklichkeit geschieht der Gedanke eine Mikrosekunde vor der Aktion.
Einfach ausgedrückt, bedeutet Improvisation, dass man sich etwas ausdenkt, während man es tut!